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"Traumjob Erzieherin? Ja, aber…

Kinder Service-JOCUS_Bauzimmer

In den letzten Tagen, ja sogar Wochen hat mich die DKLK-Studie* beschäftigt – eine Befragung zur Wertschätzung und Anerkennung von Kita-Leitungen. Die Umfrage wird seit fünf Jahren durchgeführt und wissenschaftlich begleitet.

 

Ich habe sie mehrmals gelesen und reflektiert und mir ist bewusst geworden: Es geht eigentlich nur um Probleme, Hindernisse, Schwachstellen, die Jahr für Jahr wieder und wieder neu aufgerollt werden. Natürlich lassen sich die Herausforderungen nicht wegdiskutieren. Ja, wir haben in den Kitas einen Fachkräftemangel, wie in vielen anderen Branchen.

 

Es fehlen Erzieherinnen und Erzieher. Kitaleitungen haben eine große Verantwortung und sind teils enormen Belastungen ausgesetzt, auch aufgrund zunehmender Verwaltungsaufgaben. Ich weiß auch aus eigener Erfahrung in den Einrichtungen, dass Stellen oft lange unbesetzt bleiben und ja, es mangelt auch an Wertschätzung seitens der Politik. 

 

Damit man mich nicht falsch versteht: Es hat seine Berechtigung, auf Missstände hinzuweisen, schließlich geht es um die Betreuungsqualität. Aber wissen wir das nicht alles schon? Bringt uns das weiter, immer wieder den Fokus auf die Probleme zu legen? Viel wichtiger wäre doch die Frage, wie kann ich als Träger Verantwortung für meine Einrichtungen übernehmen und welche Lösungen können wir finden, dass sich unsere Mitarbeiter wohlfühlen und sich mit uns identifizieren. Fest steht doch: Unsere Arbeitswelt befindet sich im Wandel. Wir werden mit völlig neuen Formen der Arbeit konfrontiert werden, denen sich Arbeitgeber nicht länger verschließen können, wollen sie wettbewerbsfähig bleiben.

 

Verantwortung übernehmen statt sich dem Schicksal ergeben.

 

Es geht nicht darum auf die Politik zu warten, sondern zu schauen, was man selbst tun kann: Die Situation in den Einrichtungen analysieren, Mitarbeiter einbinden, individuelle Strategien und Lösungen entwickeln, oder auch: loslegen, neue Wege gehen und sich selbst helfen. Auch mal über den Tellerrand hinausschauen und gucken, wo läuft etwas gut und wie kann ich das in meiner Einrichtung adaptieren. Wie kann ich meine Strukturen anpassen, um den Verwaltungsaufwand für

die Einrichtungen zu senken, sodass das Kind wieder mehr im Mittelpunkt steht? Was macht mich als Arbeitgeber attraktiv? Und welche Möglichkeiten bietet die neue Arbeitswelt?

 

Ich bin seit 17 Jahren Erzieherin. Seit meiner Selbstständigkeit sehe und erlebe ich sehr viele Einrichtungen und kann mittlerweile sagen: fast immer sind es wirklich hausgemachte Ursachen und Gründe, warum Mitarbeiter unzufrieden sind und kündigen. Es fehlt einerseits ein wertschätzendes, positives, professionelles Führungsmanagement und andrerseits mehr Verständnis, Interesse und Unterstützung seitens der Träger. Mehr partnerschaftliches Miteinander, statt strenge Hierarchien wären wünschenswert.

 

Mich macht es als externe Interimspädagogin sehr traurig, wenn ich sehe, welch wunderbare Arbeit die Erzieherkollegen leisten und wie wenig den Führungskräften bewusst ist, welche enorme Ressourcen in ihnen schlummern. Sie werden ausgebremst, zum Nichtmitdenken erzogen und verlieren jegliche Freude und Motivation an ihrer Arbeit. Dabei ist erwiesen, dass Sinnerleben, ein guter Zusammenhalt unter Kollegen, ein positives Betriebsklima und Wertschätzung seitens der Vorgesetzten zu mehr Zufriedenheit und weniger krankheitsbedingten Ausfällen führen.

 

Statt weiterer Negativberichte, würde ich daher gern mehr über beispielhafte und fortschrittliche Kitas lesen, die für sich individuelle Lösungen entwickelt haben und andere inspirieren können. Denn es gibt sie und den Wettbewerb um Fachkräfte werden die verlieren, die weiter nur warten. Die Leidtragenden sind die Kinder. Dabei kann es doch so einfach sein: Zufriedene Mitarbeiter = zufriedene Kinder = zufriedene Eltern.

Mehr Mut und Offenheit für neue Ideen und eine Mentalität des Anpackens – das sind doch tolle Werte, die wir uns auch für unsere Kinder wünschen. Also, leben wir sie doch einfach vor!

 

* DKLK-Studie 2019 Befragung zur Wertschätzung und Anerkennung von Kita-Leitungen 2019

Eine Umfrage von Wolters Kluwer Deutschland in Kooperation mit dem Verband Bildung und Erziehung (VBE), dem Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV), dem VBE Baden-Württemberg und dem VBE NRW Wissenschaftliche Begleitung durch Prof. Dr. Ralf Haderlein, Hochschule Koblenz

https://www.deutscher-kitaleitungskongress.de/assets/documents/pressemitteilungen/dklk/DKLK_Studie_2019.pdf